Mann ohne Aussichten

 
 

Regie: Florian Boesch

Bühne: Steven-Gordon Koop

Kostüme: Ursina Zürcher

Musik: Nina Wurman

Dramaturgie: Tilman Neuffer

Produktionsleitung: Helmut Seidenbusch


Peter:  Sebastian Kreutz

Bruder: Gunnar Schmidt

Ehefrau: Anja Lechle

Tochter: Anna-Magdalena Beetz

Schwester: Anne-Kathrin Bartholomäus

Grundbesitzer/Assistent: Thomas Schrimm



Premiere: 21. februar 2009

Ein Denkmal zu Lebzeiten will er sich setzen. Am Ufer eines norwegischen Fjords errichtet Peter eine Stadt, eine Welt nach seinen Maßgaben. Die Bewohner der Stadt, Familienmitglieder eingeschlossen, agieren nur als funktionale Rädchen, denn Peter duldet in seiner Schöpfung nur Statisten. Exfrau und Mitarbeiter beugen sich Peters Regeln, denn für nichts anderes werden sie bezahlt. Sie buhlen um seine Gunst, sagen ihm, was er hören will, und tun, was er von ihnen verlangt. Zehn Jahre später folgt die Götterdämmerung. Peter ist sterbenskrank. In sein Krankenzimmer über den Dächern der Stadt hat er neben Exfrau und Bruder eine weitere Komparsin bestellt: die Tochter. Tage vor seinem Tod sieht er sie zum ersten Mal, und wie mit der Exfrau verbindet ihn mit ihr ein rein geschäftliches Verhältnis. Er verlangt Gefühle, um abgelenkt zu werden von seiner eigenen Angst. Der Todgeweihte choreographiert und die anderen tanzen.

Das Stück führt mitten hinein in einen düsteren Alptraum, in welchem die Hybris der Macht ungehemmt herrscht. Arne Lygre seziert in messerscharfen Sätzen das Ungeheuer Homo sapiens. Ungerührt beschreibt er den Verrat an Träumen und Idealen, soziale Verwahrlosung und die Manipulierbarkeit von Identität. In der auf Hochglanz polierten roten Stadt ist all das, was einen Menschen im Inneren zusammenhält, vom Zerfall bedroht: die Persönlichkeit und die Moral, die privaten Beziehungen. Lygre entwirft das desillusionierende Bild einer Gesellschaft, in der sich früher oder später jeder als käuflich erweist – es kommt nur auf die Höhe der Bezahlung an.


Arne Lygre, wurde 1968 in Bergen, Norwegen, geboren. Zurzeit lebt er in Moss, einer kleinen Stadt südlich von Oslo. Er hat bisher vier Theaterstücke geschrieben, die am Rogaland Theater in Stavanger, am National-Theater und am Det Norske Teatret in Oslo uraufgeführt wurden. Er ist einer der interessantesten norwegischen Autoren der jüngeren Generation und zeichnet sich vor allem durch Sprachkunst und ungewöhnliche Dramaturgie aus. Virtuos bricht er Konventionen, nutzt Zeitsprünge und unerwartete Perspektivwechsel, um seine Geschichten voranzubringen. Lygre oszilliert zwischen Realistischem und Surrealem, zwischen Psychologisierung und Typisierung, zwischen Nähe zu den Figuren und Distanz. Seine Stücke wirken daher oft wie Versuchsanordnungen, sind aber gleichzeitig berührend. Die deutschsprachige Erstaufführung von Mama und ich und Männer feierte im Rahmen von „Schlaglichter // N°1“ am Badischen Staatstheater Karlsruhe in der Regie von Thomas Krupa erfolgreich Premiere. „Eine Aufführung, deren Bilder und Fragen lange nachhallen“, hieß es in den BNN (3. Juli 2007).


Alle foto: Jochen Klenk